Welche Gasanlagentypen gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen 3 verschiedenen Autogas-Anlagen : Venturianlagen und sequentielle Anlagen zählen zu den Gasphase-Einspritzsystemen mit Verdampfereinrichtung, wohingegen sequenzielle Anlagen mit Gaseinspritzung zu den Flüssigphase-Einspritzsystemen gehören. Je nach Fahrzeug und Leistung sind unterschiedliche Anlagentypen zu bevorzugen.
Venturianlagen
Die erste Generation der Autogasanlagen arbeitet mit der Venturi-Technik. Sie stellt die älteste und preiswerteste Anlagenform dar und wird überwiegend bei Fahrzeugen älterer Baujahre bis einschließlich der Schadstoffnorm Euro 2 – D3 verwendet. Fahrzeuge ohne Katalysator können mit einer ungeregelten Venturi-Anlage ausgerüstet werden, wohingegen Fahrzeuge mit Katalysator mit einer geregelten Venturi-Anlage ausgerüstet werden. Die geregelte Venturi-Anlage erhält ihre Messwerte von der Lambda-Sonde wodurch eine genauere Kraftstoffregelung ermöglicht wird.
Ein unterdruckgesteuerter Verdampfer überführt das flüssige Autogas aus dem Tank in den gasförmigen Zustand. Dabei kühlt das Gasgemisch so stark ab, sodass der Verdampfer mit Hilfe des Kühlwassers beheizt werden muss, um eine Vereisung zu vermeiden. Daher wird der Autogasbetrieb bei diesem Anlagentyp erst ab einer Mindesttemperatur des Kühlwassers möglich. Je nach Modell variiert diese Temperatur zwischen 15 und 30°C. Die Venturi-Technik beruht auf der Ausnutzung des Venturieffekts im Ansaugrohr. Eine Venturi-Düse im Ansaugkanal vor der Drosselklappe verjüngt das Ansaugrohr, wodurch ein Unterdruck entsteht und das Gas angesaugt wird. Mit Hilfe der Düse wird der Treibstoff und die einströmende Luft in das richtige Mischungsverhältnis gebracht, um den Motor damit zu speisen. Durch die Verengung im Dosierventil ist bei Venturi-Anlagen mit einem leichtem Leistungsverlust und Mehrverbrauch zu rechnen. Das ständig im Ansaugtrakt befindliche Gas kann sich bei eventuellen Fehlern der Zündanlage entzünden, wodurch das Ansaugrohr und der Luftfilter beschädigt werden können. Diesen Effekt nennt man Backfire. Überdruckventile verhindern im Falle einer Explosion durch Backfire eine Beschädigung der Anlage, indem sie den Druck entweichen lassen. Die Venturi-Technik ist weit verbreitet, entspricht jedoch heute nicht mehr dem Stand der Technik.
Sequentielle Anlagen
Unterschieden werden voll- und teilsequentielle Anlagen. Bei beiden Anlagentypen wird das unter Druck stehende flüssige Gas im Tank wie bei der Venturianlage gasförmig in den Vergaser eingeführt.
teilsequentielle Autogasanlagen
teilsequentielle Autogasanlagen bilden die Nachfolger der Venturi-Anlagen und lassen sich in Fahrzeuge mit einer Schadstoffnorm bis Euro3 einbauen. Sie verfügen häufig über einen programmierbaren Kennfeldgeber und ein elektronisch gesteuertes Dosierventiel, welches das Gas über einen sternförmigen Verteiler zu den Ansaugstutzen der Zylinder leitet. Da keine Querschnittsverengung im Ansaugtrakt vorhanden ist, kommt es zu keinem Leistungsverlust.
vollsequentielle Autogasanlagen
Vollsequentielle Anlagen entsprechen dem Stand der Technik. Hierbei werden die Zylinder einzeln mit der passenden Gasmenge versorgt. Die Funktionsweise entspricht der Benzineinspritzanlage. Jeder Zylinder verfügt über eine eigene Gaseinspritzdüse, welche computergesteuert die Gaszufuhr regelt. Die vollsequentielle Anlage eignet sich für Fahrzeuge, die mit einer Multipoint-Einspritzanlage ausgerüstet sind. Dabei werden Abgasnormen bis Euro4, vereinzelt sogar Euro5 oder 6 erreicht.
sequentielle Gaseinspritzung
Autogasanlagen mit sequentieller Gaseinspritzung sind die neuste Generation von Autogasanlagen. Sie arbeiten ebenfalls vollsequentiell, jedoch wird das Gas nicht mehr gasförmig, sondern flüssig in den Ansaugstutzen geleitet. Hierdurch soll eine Kühlwirkung im Ladeluftstrom und Brennraum des Motors erreicht werden. Bei Systemen mit Verdampfer geht diese Kühlwirkung durch das Verdampfen des Autogases im Kühlwasser verloren und kann nicht zur Erhöhung des Liefergrads genutzt werden. Im Gegensatz zu Verdampferanlagen, steigen die Verbrennungstemperaturen nicht an und der Motor wird keiner höheren thermischen Belastung ausgesetzt. Wie stark die sequentielle Gaseinspritzung jedoch tatsächlich zu einer verbesserten Kühlung führt, ist bisher nicht hinreichend nachgewiesen worden. Bislang ist die sequenzielle Gaseinspritzung teurer und weniger verbreitet als andere Anlagetypen. Ein Grund hierfür dürfte die problematische technische Umsetzung und die Fehleranfälligkeit erster Serienversionen sein. Der niederländische Hersteller Vialle bezeichnet diese Technik als LPI und hat diese Bezeichnung markenrechtlich schützen lassen. LPI steht für Liquid Propane Injection und bedeutet Flüssig-Propan-Einspritzung. Der Hersteller ICOM nennt diese Technik JTG. Hierbei sind die LPG-Einspritzdüsen vergleichbar den Benzineinspritzdüsen aufgebaut wodurch die Signale des Benzinsteuergerätes für die Einspritzzeiten verwendet werden können. Das Gassteuergerät regelt nur das Umschalten zwischen Benzin und Gasbetrieb.